ÜBER




ÜBER DIE SOPRANISTIN

Wenn Nóra Simon anfängt zu singen, vergisst sie alles andere um sich herum: Der alltägliche Stress fällt von ihr ab, es gibt nur noch sie und die Musik. „Singen ist für mich ein Grundbedürfnis“, bringt die gebürtige Ungarin es auf den Punkt. „Wenn ich mal schlecht drauf bin und eine Stunde übe, geht es mir danach wesentlich besser“, erzählt sie. „Mein erster Musiklehrer und Chordirigent, Attila Kertész, sagte immer, dass Musik der beste Freund eines Musikers ist. Musik hören kann man immer, wenn man glücklich ist oder Kummer hat. Ein großes Geschenk ist es, wenn man selbst Musik machen kann.“

Nóra Simon wurde 1991 in Ungarn geboren und wuchs in einer sehr musikalischen Familie auf. Musik war schon immer ein Teil von ihr, es liegt ihr sprichwörtlich in den Genen. „Meine Mutter hat Klavier gespielt und Gesangsunterricht genommen, bevor sie Anwältin geworden ist. Sie hat mir oft etwas auf dem Klavier vorgespielt und hat mit mir zusammen gesungen. Es war ein großartiges Gefühl“, erinnert sie sich.

VON DER ZUHÖRERIN ZUR SÄNGERIN

Die Faszination für Musik ging nicht verloren, vielmehr verstärkte sie sich. Mit fünf Jahren fing sie an Geige zu spielen, ab dem Grundschulalter besuchte sie gemeinsam mit ihrer Familie regelmäßig Konzerte. „Vom ersten Augenblick an war die Oper ein ganz besonderer Ort für mich“, erzählt sie. Doch beim Zuhören sollte es nicht bleiben: Mit zwölf Jahren nimmt sie professionellen Gesangsunterricht und nahm regelmäßig an nationalen Gesangswettbewerben in der Kategorie ungarische Folkslieder teil – später auch in der Kategorie klassischer Gesang.

Die Jahre 2005 bis 2009 waren die spannendsten Jahre für die junge Sängerin: Sie besuchte das Kodály Zoltán Musikkonservatorium in Pécs in Ungarn, schloss ihre Ausbildung als Sängerin ab und war Mitglied des Béla Bartók Mädchenchors unter der Leitung von Dirigent Attila Kertész.

„Ich hatte das Glück, fast die gesamten Bartók- und Kodály- Chorwerke für Gemischte – und Gleichstimmige Chöre singen zu dürfen. Es gab für mich damals kein schöneres Gefühl, als bei großen Feierlichkeiten, mit fünf bis sechs Chören zusammen auf der Bühne zu stehen und diese Werke zu singen“, erzählt die Sopranistin. „Diese Werke prägen meine Musikalität bis heute.“

PREISTRÄGERIN ZAHLREICHER NATIONALER WETTBEWERBE

Mit dem Mädchenchor nahm sie an zahlreichen nationalen und internationalen Chorwettbewerben teil, besuchte regelmäßig Chorwettbewerbe in Italien, Spanien, Finnland und Kroatien und gewann den ersten Preis beim Festival Internacional de Música de Cantonigrós. Auch ist sie Preisträgerin zahlreicher regionaler und nationaler Gesangswettbewerbe in Budapest, Pécs, Paks, Debrecen, Dunaföldvár etc.

Ihr Gesangslehrer István Horváth, international bekannter Opernsänger und Mitglied der Ungarischen Staatsoper, brachte ihr alles bei, was sie damals als Sängerin wissen musste.

EIN NEUES LEBEN IN IHRER WAHLHEIMAT STUTTGART

Von 2009 bis 2011 studierte Nóra Simon dann klassische Musik an der Universität Pécs – sozusagen ihre letzte musikalische Station in ihrer Heimat Ungarn. 2012 wanderte sie nach Deutschland aus. „Auch wenn es hart klingen mag, Musik ist unter Künstlern auch ein Krieg“, sagt Nóra Simon. Sie habe damals an der Uni viel Konkurrenzkampf gehabt und einen Tapetenwechsel gebraucht, erklärt sie ihre Entscheidung. So wagte sie den mutigen Schritt und studierte 2014 bis 2017 Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim mit dem Schwerpunkt Marketing. Seither lebt die studierte Kommunikationswissenschaftlerin mit ihrem Mann in Stuttgart.

Der Musik kehrte sie aber keine Sekunde ihres Lebens den Rücken zu: Seit 2012 ist Nóra Simon in Stuttgart Schülerin der international bekannten Opernsängerin, Ibolya Verebics. Regelmäßig tritt die Sopranistin bei Benefit-Konzerten in Ungarn und in Deutschland auf und liebt es, bei Hochzeiten, Taufen, Trauerfeiern, Firmenevents und andere Feierlichkeiten zu singen. „Zu Singen ist für mich einfach etwas Selbstverständliches“.


EIN INTERVIEW MIT DER SÄNGERIN

WIESO SINGEN SIE, BEZIEHUNGSWEISE WAS GIBT IHNEN DAS FÜR EIN GEFÜHL?

Singen ist für mich wie ein Grundbedürfnis. Das Gefühl ist etwa, wie wenn man viel Energie hat, fast zu viel Energie, die einfach „raus muss“. Danach bin ich erleichtert und fühle mich besser. Man könnte es vielleicht mit Sport vergleichen – nach dem Training fühlt sich der ganze Körper angenehmer an, der Rücken tut nicht mehr weh und der Kopf ist auch frischer.

WIE WÜRDEN SIE IHREN GESANG BESCHREIBEN?

Mein Gesang ist wie meine Persönlichkeit: Positiv und dynamisch. Ich habe eine sehr starke Stimme. Ich bin also keine Sopranistin, die unendliche Pianissimo-Phrasen singen kann, ich würde sagen, mein Piano ist eher ein Mezzoforte.

WELCHE BEDEUTUNG HAT IHRE UNGARISCHE HERKUNFT AUF IHRE MUSIKALITÄT?

Ich liebe ungarische Volksmusik. Es geht in den Liedern oft um die verlorene, unerfüllte Liebe, die unglücklich verheiratete Frau oder die Geheimnisse der schweren ungarischer Seele. Ich denke diese Melancholie kann man oft auf andere Werke in der Musikliteratur übertragen. Aber es gibt auch viel „giusto“ in der Volksmusik, mit fröhlicheren Geschichten wie zum Beispiel Trinklieder. Diese Fröhlichkeit muss man auch beherrschen können, um Gefühle richtig zum Ausdruck bringen zu können.

IN WELCHER MUSIK FÜHLEN SIE SICH ZUHAUSE UND WARUM?

Das kommt oft auf meine Stimmung und die Jahreszeit an. Im Winter finde ich Barock viel kongruenter für Konzerte, und im Sommer eher Romantik. Ich habe großen Respekt vor der Barockmusik, ich liebe die Werke unter anderem von Händel, Bach, Scarlatti. Ich bin glücklich, dass ich an der Uni unter der Leitung von Salamon Kamp Dirigenten, wahnsinnig viel Barockmusik singen durfte. Durch Bach lernt man Genauigkeit und Disziplin. Wenn man Barockmusik singt, darf man keine Sekunde unachtsam werden, jeder Ton und jeder Atemzug muss sitzen. Wenn man nicht die Takte mitzählt, geht man schnell verloren.

Eines meiner Vorbilder ist die wundervolle Cecilia Bartoli. Ihre Koloraturen sind wie perfekt getakteten Engelsglocken. Aber ich liebe Vielfalt und natürlich auch die Klassiker und Romantiker. Bei klassischen Liedern und Arien darf man sogar ein bisschen träumen. Ich liebe fast alle Werke von Mozart, die Lieder und Konzerte von Beethoven und Mendelssohn, die Klavierkonzerte von Tschaikowsky. Ich mag aber auch durchaus Gegenwartsmusik, Herzog Blaubarts Burg von Bartók, war eine Weile ständiger Begleiter meiner Tage. Ich hatte das Glück mit dem Mädchenchor viel Ligeti, Tillai und Kocsár singen zu dürfen. Atonalität fordert viel Konzentration, fördert das Gehör und verschafft Disziplin.

WENN SIE NUR NOCH EIN LIED HÖREN DÜRFTEN, WELCHES WÄRE DAS?

Das wäre Atemlos durch die Nacht von Helene Fischer. Haha, natürlich nicht. Das ist schwer zu sagen, ich denke, für ein Lied, beziehungsweise für eine Arie will ich mich nicht entscheiden. Aber ich denke „La Marcia trionfale“ (Der Triumpfmarsch) aus dem II. Akt von Verdis Aida sollte man anhören, wenn man Motivation braucht, schlecht darauf ist oder einfach etwas Atemberaubendes hören will. Während der Prüfungsphase, wenn ich mal müde war vom Lernen, habe ich immer wieder Dvořáks 9. Symphonie, den 4. Satz Allegro con Fuoco angehört. Da konnte ich mir sicher sein, dass ich danach wieder wach war.

UND NOCH ZUM ABSCHLUSS ZWEI KURZE FRAGEN: WENN SIE SICH MIT DREI WÖRTERN BESCHREIBEN WÜRDEN, WELCHE WÄREN DAS?

  • zuverlässig
  • herzlich
  • tollkühn

WAS SOLL SPÄTER MAL AUF IHREM GRABSTEIN STEHEN?

„She had fun.“

Ein großer Dank geht an meine Freundin, @Pia Hemme, die Text und Interview erfasst hat.

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